Single-Purpose oder General-Purpose? – Zukunft der Technologie im Klassenzimmer

Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit mich mit Lehrerinnen und Lehren über ihre Hoffnungen und Erwartungen bzgl. elektronischer Medien im Unterricht auszutauschen. Neben vielen anderen Dingen kamen wir auch auf die Frage zu sprechen, ob die Zukunft der elektronischen Medien im Unterricht eher den Single-Purpose oder den General-Purpose-Geräten gehört. Oder mit anderen Worten, ob die Schüler zukünftig für jedes Fach oder Fächergruppen ein eigenes elektronisches Helferlein besitzen werden oder ob es ein Gerät sein wird, welches sich in allen Fächern gleichermaßen gut benutzen lässt. Ob es also auf mehrere auf bestimmte Fachgebiete oder Einsatzszenarien optimierte Medien hinauslaufen wird oder ob wir eines Tages eher mit dem einen universellen Medium im Unterricht arbeiten werden.

Meine Überzeugung ist, dass es auf einen ganzen Strauß von Werkzeugen hinauslaufen wird, für jeden Zweck und für jeden Geschmack das passende Gerät. Warum?

Beispiel 1 – Fahrrad: Möchte man von A nach B radeln, wird der eine ein Mountainbike bevorzugen während der Zweite sein Tourenrad nimmt und der Dritte mit dem Rennrad kommt. Natürlich kann ich mit einem Mountainbike oder Rennrad auch in der Stadt radeln, doch wirklich geeignet ist es nicht, denn wo soll ich denn nun die Einkaufstaschen hinhängen? Umgekehrt werde ich in den Bergen mit dem Citybike nicht dasselbe Fahrvergnügen erleben. Grund: Das Werkzeug muss der Situation angemessen sein.

Beispiel 2 – Mikrowelle: Mit modernen Mikrowellen kann man Speisen nicht einfach nur auftauen oder erwärmen, sondern auch grillen und backen. Nur kenne ich kaum jemanden, der seine Mikrowelle auch tatsächlich so nutzt. Genutzt wird in der Regel nur die schlichte Funktion des Auftauens und Erwärmens, meist mit der immer gleichen Leistungszahl. Für die anderen Funktionen nimmt man eine Bratpfanne oder eine Backröhre. Grund: Obwohl es ganz einfach wäre, bleibt man lieber beim Vertrauten.

Beispiel 3 – Gartengeräte mit verschiedenen Vorsätzen: Die Idee bei diesen Werkzeugen ist, dass man durch Austauschen verschiedener Vorsätzen aus einem Rechen im Handumdrehen einen Sauzahn, Besen oder anderes macht. Klingt prima, macht bloß kaum jemand. Grund: Das Umbauen kostet mehr Nerv als der Gang zurück zum Gartenschuppen.

Ich kann nicht einsehen, warum dies im Bereich der elektronischen Medien wirklich anders sein soll:

Konvergenz bei gleichzeitiger Divergenz: Auf der einen Seite beobachten wir eine starke Konvergenz. Mit einem Mobiltelefon kann man heute selbstverständlich auch fotografieren oder tausend andere Dinge tun. Gleichzeitig stellen wir in gleichem Maße Divergenz fest: Notebooks, Netbooks, Smartphones, eBooks etc in verschiedensten Formen und Varianten mit vielen überlappenden Funktionen aber ebenso speziellen und einzigartigen Ausprägungen.

Spezielle Endgeräte im beruflichen Umfeld: In zunehmenden Maße halten in Gastronomiebetrieben elektronische Geräte zur Bestellaufnahme und Rechnungserstellung Einzug. Die Paketannahme quittiert man per Unterschrift auf einem elektronischen Lesegerät und auch der Fahrkartenkontrolleur der Bahn greift zu seinem elektronischen Wunderkasten.

Spielecomputer oder Computer mit Spielen: Natürlich kann ich auch mit einem regulären PC Spiele spielen oder mit einer Spielekonsole mehr tun als nur zu spielen, doch im Zweifelsfall findet man im Haushalt noch eine weitere Maschine, denn eine weniger.

Ich denke, ich konnte zeigen, dass diese Sammlung von Bespielen sich sowohl im Bereich der klassischen Werkzeuge als auch der elektronischen jetzt bereits umfassend ist und sich darüber hinaus beliebig fortsetzen liesse. Ich bin mir der Konsequenzen für Schule durchaus bewusst, doch bin ich aus den genannten Gründen und wegen der langen Reihe von Beispielen überzeugt, dass man sich vom Traum eines universellen Unterrichtswerkzeuges verabschieden sollte. Stattdessen sollte man sich mit genauso viel Engagement und Leidenschaft der Weiterentwicklung fachspezifischer und fachoptimierter Werkzeuge widmen.

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1 Kommentar zu „Single-Purpose oder General-Purpose? – Zukunft der Technologie im Klassenzimmer“

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