PISA & Mathematik – oder: Die Verantwortung und Möglichkeiten der Eltern

Bundesbildunsgministerin Schavan meinte heute in einer Stellungnahme zu den Ergebnissen der aktuellen PISA Studie sinngemäß, dass Mathematik ausschließlich in der Schule vermittelt wird, während zum Erwerb der Lesekompetenzen in besonderem Maße das Elternhaus beitragen kann. Ich meine, dass Frau Schavan mit dem zweiten Teil ihrer Analyse Recht hat. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass das Elternhaus einen vielleicht sogar ebenso großen Beitrag zum Erwerb mathematischer Kompetenzen leisten kann. Wichtig ist hierbei die Einsicht, dass die reinen Rechenfertigkeiten nur einen ganz kleinen Teil des mathematischen Kompetenzspektrums ausmachen, wenn auch den vielleicht Offensichtlichsten.

Das Erkennen und das Umgehen mit Formen, Strukturen und Mustern erlernt man beim Puzzeln, Spielen mit Bauklötzen oder Kartenspielen. Räumliches Vorstellungsvermögen wird geübt durch das Zusammenstecken von Lego-Steinen oder Fischer-Technik oder ähnlichem. Lego-Steine helfen den Mengen- und Zahlbegriff miteinander in Beziehung zu setzen. Beim Sortieren nach Farbe oder Form lernt man viel über den Mengenbegriff. Viele Spiele verlangen ein regelhaftes Vorgehen. Man kann sich beim Spielen effizienter oder weniger tauglicher Strategien bedienen. Ständig wird gemessen und größer mit kleiner verglichen. Nicht zu vergessen die Vielzahl von Fingerspielen, komplex geformte Objekte durch ein anderes Hindurchstecken, Malen symmetrischer Figuren, u.v.a.m.

Weniger spielerisch, etwas formaler wirken die folgenden Beispiele. Beim frühen Umgang mit Geld lernt man, eine Größe durch eine andere zu ersetzen. Sei es, dass Münzen und Scheine getauscht werden oder Geld gegen bestimmte Waren. Oder, wie steht es mit der Verknüpfung von Mengen- und Zahlbegriff beim Abwiegen von Zutaten beim Kuchenbacken? Das Erlernen der Uhrzeit, das Ablesen der Geschwindigkeit am Tachometer des Fahrrads, usw.

Eine hohe Stufe hat erreicht, wer sich mit seinen Kindern auch mal eine verunglückte oder tendenziöse Statistik aus der Tageszeitung diskutiert und durch das Heranziehen von zusätzlichen Datenquellen oder schlichtes logisches Nachdenken zerlegt. Damit stärkt man seine Kinder nicht nur mit wachem Geist durch die Welt zu gehen, man zeigt ihnen auch, dass Mathematik ein wesentliches Element ist, die Welt zu verstehen und souverän in ihr zu agieren.

Mathematik umgibt uns allenthalben und ist überall zu finden. Mathematik ist so viel mehr als bloßes Rechnen. Mathematik fängt weit, weit vor Sodoku, Zauberwürfel, Mastermind, den Strategiespielen oder anderen Kopfnüssen an. Und das Schöne ist, man muss kein Mathematiker sein, um Spaß daran zu haben. Die Mathematik gesellt sich ganz von alleine dazu.

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3 Kommentare zu „PISA & Mathematik – oder: Die Verantwortung und Möglichkeiten der Eltern“

  1. Alles sehr wahr. Aber ob das hier Eltern lesen? Wenn ja, dann dürften sie zu jener gebildeten Minderheit gehören, die sich ohnehin in der empfohlenen Weise um ihre Kinder kümmert. Diejenigen, deren Sprösslinge in der Schule durch mathematische Konzeptarmut (schon nicht mehr) auffallen, werden höchstwahrscheinlich nie über diesen Artikel stolpern. Leider…

  2. Es wär ja schon mal toll, wenn die Eltern nicht Mathematik nieder machen, oder den üblichen Spruch loslassen: “ich war ja auch schlecht in Mathe”.

    Ich denke man müsste, wenn die Kinder auf das Gymnasium (in meinem Fall) kommen, den Eltern mal Nachhilfe geben, wie sie ihre Kinder beim Matheunterricht unterstützen können.

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