Digitale Medien an Schule – Das Gesamtkonzept multiplikativ denken!

Beruflicherseits beobachte ich immer wieder mit Kopfschütteln, wie vorhersehbar diverse one-to-one Projekte in Schulen scheitern. Man startet hochmotiviert, versucht sich durch die Schwierigkeiten zu beissen und muss am Ende doch entnervt die Segel streichen. Es macht mich traurig zu sehen, dass immer noch so oft viel Zeit und Energie, schlicht Lebenskraft sinnlos vergeudet wird. Interessanterweise scheinen Großprojekte noch häufiger betroffen als Schulen, die sich alleine und gemeinsam mit anderen auf den Weg machen. Häufigster Grund für das Scheitern ist wohl, dass die Projekte nicht komplett durchdacht sind, und schon gar nicht durchfinanziert. Zumeist reicht das Geld für schmucke Endgeräte, ein paar interaktive Tafeln und ein klein bisschen hier und da, doch Software und Content sollen sich die Lehrkräfte bitte selbst zusammengooglen, und die Erste Schritte Fortbildung zur Einführung muss auch reichen. Klar, dass solche Projekte scheitern müssen.

Der grundlegende Fehler – im kleinen, und erst recht im großen – ist wohl, dass die Komponenten des Konzeptes additiv gedacht werden:

Erfolgreiches Gesamtkonzept = Infrastruktur + Endgeräte + Software + Fortbildung + Content + x

Wenn eine Komponente ausfällt, also z.B. Fortbildung gleich Null, so kann man nach dieser Vorstellung immer noch erfolgreich sein. Schliesslich gibt es genügend andere Summanden, die eine positiven Beitrag leisten. Nach der Vorstellung läßt sich der Ausfall eines Teilbereiches dadurch auffangen, dass man einer anderen (oder mehrere) moderat vergrößert.

In meinen Augen richtig wäre, die Komponenten multiplikativ zu betrachten. Leider geschieht genau dies viel zu oft nicht.

Erfolgreiches Gesamtkonzept = Infrastruktur * Endgeräte * Software * Fortbildung * Content * x

Der Unterschied zum ersten Ansatz? Ganz einfach: Fällt auch nur eine einzige Komponente aus, dann war’s das mit dem Erfolg. Mathematisch gesprochen: Ein Produkt ist Null, wenn einer der Faktoren Null ist. Interessanterweise ist das Produkt auch dann fast Null, wenn bereits einer der Faktoren fast Null ist. Denn zum Ausgleich müßten die anderen Faktoren (mindestens einer) überproportional groß werden. Was ziemlich offensichtlich keinen Sinn macht: fünfmal mehr Infrastruktur gleicht kaum ein fünftel Content aus. Stichwort: ‚Antiproportionale Zuordnung‚. Oder für die Oberstufler: Limes von 1/x für x gegen Null.

Im Falle der digitalen Endgeräte ist es klar: Keine digitalen Medien im Schülerhand, kein one-to-one. Klar ist auch, dass es ohne eine gewisse Infrastruktur nicht geht. Ohne vernünftige Software läßt sich nicht unterrichten. Ohne ausreichende Fortbildung und ohne Content aber auch nicht. Wenn man sich die multiplikative Struktur der ‚Konzeptgleichung‘ erst mal richtig bewußt gemacht hat, ist völlig einleuchtend, dass keine Komponente verzichtbar ist. Alle Komponenten sind gleichermaßen notwendig. Keine einzige ist für sich alleine hinreichend.

Ach übrigens, ich verstehe die oben genannten Kompontenen in einem sehr breiten Sinne. Infrastruktur umfasst nicht nur Whiteboards, Server und Breitband, sondern auch schlicht ausreichend Steckdosen und ganz essentiell auch Service. Software bedeutet für mich mehr als einen Browser und ein paar zusammengeklickte Apps für lau. Fortbildung hört nicht bei der (Bedien-)Einführung auf, sondern begleitend jeden bis er’s oder sie’s didaktisch und methodisch in seinem/ihrem Fach drauf hat. Und Content wird auch nicht einfach wild zusammenkopiert, sondern da steht ein fundierter konzeptioneller Rahmen dahinter.

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