Im Juli 2020 haben Bundestag und Bundesrat den Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2038 beschlossen (Quelle). Davon ist nicht zuletzt das Kohlekraftwerk Zolling/Anglberg betroffen, auch wenn die Kohlekommission keine Aussagen zu einzelnen Standorten getroffen hat.
Wie es derzeit am Standort aussieht und wie es zukünftig dort weitergehen soll, davon berichtet das Freisinger Tagblatt in seiner Print-Ausgabe vom 19.02.2021. Um es mit den Worten eines früheren Innenminister zu sagen: Teile der Antwort könnten die Bevölkerung beunruhigen. Dies insbesondere wenn man an die rund 110 Arbeitsplätze denkt und auch die in der Vergangenheit teils heftig schwankenden Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde Zolling im Auge hat.
- Das Kraftwerk wurde zur Verbrennung von Steinkohle gebaut. Durch die ‚Schwarzstartfähigkeit‘ ist der Standort wichtig für die Versorgungssicherheit. Ein Ende vor 2030 gilt daher als unwahrscheinlich. (Quelle)
- Die Planungen für einen mit Gas befeuerten Block 7 wurden gestoppt. (Quelle) Andererseits wurde eine neue Erdgasleitung 2019 in unmittelbarer Kraftwerksnähe vorbeigeführt (‚Open Grid Europe‚). Die Option zur Umwandlung in ein Gaskraftwerk ist also offen gehalten.
- Die Holzverbrennung in Block 6 liefern 21MW elektrische Leistung und 30MW thermische Leistung. Ein Bruchteil der steinkohle-betriebenen Blocks 5. (Quelle) Ob die thermische Verwertung von Biomasse ausgeweitet werden kann, ist unklar.
- Teils wird getrockneter Klärschlamm (max. 5%) gemeinsam mit der Kohle verbrannt. (Quelle) Ob dies zukünftig als Zumischung bei der Holzverbrennung geschehen kann, ist nicht bekannt.
- Die Trocknung von Klärschlamm befindet sich noch immer in der Testphase. Bis wann diese abgeschlossen sein wird, ist unklar.
Teile der Antwort können aber auch beruhigen:
- Der Artikel ist überschrieben mit „Strom aus Kohle immer weniger gefragt“. Für die Umwelt ein gute Nachricht, weil die ersetzte elektrische Leistung zunehmend aus Nicht-Kohle, sprich regenerativen Quellen stammt.
- Im zweiten Teil der Überschrift wird beteuert: „Standort Anglberg dennoch sicher“ Laut Beitrag arbeitet der Betreiber Onyx Power derzeit an Konzepten für ihre Standorte für die Zeit nach dem Kohleausstieg.
- Die Fernwärme wird von zahlreichen großen wie kleinen Verbrauchern genutzt, die auf diese Versorgung angewiesen sind. Dieser Bereich muss also erhalten bleiben, wenn man entsprechende Kapazitäten nicht an anderer Stelle neu errichten will.
- Selbst wenn der Standort nicht länger zur Energieerzeugung genutzt werden wird oder kann, so ist handelt es sich doch immer noch um einen voll erschlossenen Industriestandort mit funktionierende Infrastruktur einschließlich Bahnanschluss. Im Norden Münchens dürfte es nicht viele für Investoren vergleichbar interessante Standorte geben.
Hier geht’s zum vollständigen Beitrag des Freisinger Tagblatts vom 19.02.2021: https://www.merkur.de/lokales/freising/zolling-ort377209/strom-aus-kohle-immer-weniger-gefragt-90209784.html